Ernst Schmid Elektronik München:
Meine Literaturempfehlung für den, der
tiefer einsteigen will:
Hier werden
absichtlich keine Links zu irgendwelchen kurzfristig erreichbaren
Seiten mehr erwähnt.
In den 10 Jahren, in denen ich diese Seiten nun betreibe, verbringe ich
ca. 1 Woche pro Jahr um die Links zu Prüfen und tote Links zu
entfernen.
Ich hoffe auf Ihr Verständnis, daß ich mir diese
jahrliche Sisyphusarbeit oder
paßt die Geschichte vom Hasen und vom Igel besser ? erspare.
Hier also nur noch gedruckte Referenzen:
Aber auch hier ist Vorsicht angesagt, denn
nicht alles, was zwischen den Buchdeckeln steht, entspricht der
Realität.
Als Beispiel in dem dicken "Fin
Jorgensen The complete Handbook of magnetic recording , 3.
Ed von 1988"
Auf S. 612 und 613 sind die Grafiken Fig 28-1 und 28-2
mit "playback equalisation" beschriftet,
es ist aber der norm mag flux abgebildet. Die
Playback EQ ist
gegenläufig zu diesen Kurven !
Man
fragt sich schon wie solche Fehler in die 3. Auflage kommen.
Ok,
Bücher werden in der Regel von Leuten gelesen, die es noch nicht
wissen. Deshalb können sie solche Fehler nicht entdecken.
Aber
irgendeiner muß es dann doch mal merken ..... oder der Autor
selbst.
Oder
er hat es einfach irgendwo abgemalt. Wird schon stimmen - so pflanzen
sich Fehler auch fort.
Autor, Titel,
Auflage, Jahr
Webers Tonstudiotechnik Franzis Verlag 8. Aufl. 2003
Dickreiter Handbuch der Tonstudiotechnik Band 2 6.
Aufl. 1997
Dickreiter Handbuch der Tonstudiotechnik Band 1 5.
Aufl. 1987
E. Christian Magnettontechnik Franzis Verlag 1969
Liebscher u.a. Rundfunk- Fernseh-, Tonspeichertechnik VEB
verlag Berlin 1981
Finke Fono und Tonbandgeräte 9. Aufl. 1989
Telefunken Laborbücher 1-5
Curt Rint "Handbuch für Hochfrequenz- und
Elektrotechniker" Bände 1-6 Verlag für
Radio-Foto-Kinotechnik Berlin
Über die
Entwicklung der Telefunken - Tonbandgeräte und Bänder
selbst auch sehr kompetent:
Zeitschichten – Magnetbandtechnik als
Kulturträger (Dritte Ausgabe 2013) Engel • Kuper •
Bell (Autoren)
als PDF für ca. 20 Euro
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Wissenschaftlich-technische Werke
deutsch
F. Winckel Technik der Magnetspeicher Springer Verl.
1960
F. Winckel Technik der Magnetspeicher Springer Verl. 2.
Aufl. 1977
englisch
Fin Jorgensen The complete Handbook of magnetic recording
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Paar
kritische Anmerkungen noch zur Verläßlichkeit
der Infomationen:
zum Buch von Christian 1969
1. Kritikpunkt über IEC Normen
Nach "Zeitschichten " S. 591 war bereits 1966 die DIN 45513 Blatt 3 (19cm/s )
mit den Entzerrungskonstanten 19S (Studio) 70µs und
bei 19H (Heimgeräte) 50µs und 3180µs
gültig.
Wie in ein Buch von 1969 als EQ der Wert 1590µs für 19cm
kommt, ist nicht nachvollziehbar.
2. Kritikpunkt: Wiedergabe-Entzerrung - Geschwurbel
S. 211 ff
Es wurde da nicht die Aufnahme-Entzerrung "irgendwie verteilt".
Die Fakten sind ganz klar :
Für alle Bandgeschwindigkeiten gilt: Der Verlauf des magn.
Bandflusses über die Frequenz ist genormt.
Die Regel lautet:
Die Wiedergabeverstärker der Geräte sollen so justiert sein,
daß von diesem genormten Bandflußverlauf ein linearer
Frequenzgang entsteht.
Das ist mit relativ einfachen Mitteln möglich.
Es waren (damals) eben auch vorbespielte Bänder angedacht, die mit
reinen Wiedergabe-Geräten einfach wiederzugeben sind.
Wie sich die Geschichte doch
wiederholt!
Heute werden wieder vorbespielte "Masterband-Kopien" produziert und von
reinen Wiedergabemaschinen abgespielt. !
Ja, und wie ist das mit der Aufnahme? Welche Entzerrung wird da
angewandt?
Die Antwort ist: Die Entzerrung wird so" justiert", daß es
funktioniert. Es gibt hier KEINE festen Werte !
Hier beginnt es komplizierter zu werden, denn hier muß das
Gerät auf den verwendeten Bandtyp "eingemessen" werden.
Das heißt,
1. Das Aufnahmesystem des Gerätes muß auf den Arbeitspunkt
des Bandes mittels Rec Level und Bias justiert werden
und
2. die Aussteuerung des Bandes bei hohen Frequenzen mit dem /den
Reglern Rec EQ und Bias angepaßt werden,
so daß sich bei der Aufnahme - auf dieses spezifische
Bandmaterial - ein , der Norm entsprechender Bandflußverlauf
ergibt.
Damit - siehe oben bei der Wiedergabe-EQ - ergibt sich ein linearer
Frequenzgang.
Das Gerät "KLINGT" nicht, sondern ist "transparent" - alles
was reinkommt, wird genauso wiedergegeben.
3. Kritikpunkt Aufnahme Justage auf Bezugsband-Leerteil S.
263 ff.
Das ist völliger Unfug und man fragt sich schon, welcher
Profi dieses Buch geschrieben hat.
Weil eben diese Texte immer wieder abgeschrieben werden,
geistert immer mehr der Spruch in der Szene, man müsse die
Aufnahme eines Bandgerätes auf den "Leerteil" des
Bezugsbands justieren.
Irgendwer hat mal gelesen oder anderweitig aufgeschnappt, daß das
"beim Rundfunk" so gemacht wird.
Ja, und hier hat es auch einen praktischen Nutzen, denn die
RUNDFUNK-Bänder waren in ihren Arbeitspunkten
in der Toleranz zum Bezugsband definiert.
Nicht aber die deutschen
Amateuerbänder und neueren Studiobänder wie SM468 / 911 / 900
etc.
Und ausländische Bänder schon gar nicht.
Nochmals:
Es ist unabdingbar, das Aufnahmesystem des Tonband-Gerätes auf den
Arbeitspunkt des
VERWENDETEN Bandes mittels Rec Level und Bias zu justieren.
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Im Dickreiter gefunden:
Bd 2, 6.Aufl. S. 471
Auch hier wird die Verwendung des Referenzband-Leerteiles für die
Einstellung des Arbeitspunktes Lec level und Bias erwähnt -
ABER dann als letzter Satz :
(Hervorhebung von mir):
"Bei der betrieblichen Einmessung ist
es auch üblich, für den JEWEILS verwendeten Bandtyp
bzw. die Bandcharge einen
empirisch ermittelten
Empfindlichkeitsabfall einzustellen."
Aha - "auch üblich" - das klingt erstmal nach - "kann man auch
machen", bei näherer Betrachtung ist aber klar,
daß man NUR mit dieser Methode, auf das echte Band einzumessen,
die besseren Frequenzgangswerte erhält,
nicht beim Einmessen auf ein Leerteil eines BB.
Denn das verwendete (moderne) Band - wenn es kein Rundfunkbandmaterial
ist - wird sich vom Leerteil unterscheiden.
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Und noch eine Anmerkung:
Ich habe noch in keinem Service-Manual für Bandgeräte einen
Hinweis gefunden, man solle
die Aufnahme mittels Rec Level und Bias auf den
Leerteil des Bezugsbandes einstellen.
Es gibt hier also scheinbar einerseits die Theoretiker, die Bücher
schreiben, und die Praktiker.
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