Ernst Schmid Elektronik München:Meine Literaturempfehlung für den, der tiefer einsteigen will:
Noch ein Beispiel für
Fehlinformation:
A. Friesecke Die
Audio-Enzyklopädie - 2. überarbeitete Auflage
Preis 89€ gebr - 132€ neu
Man sieht, man kann auch
für falsche Informationen viel Geld ausgeben - Bücher
schreiben scheints ein gutes Geschäft.
Zitat Bild
Zwei Kritikpunkte
/ Fehler:
1. Die Höhenanhebung im
Aufnahmeverstärker ist weitaus stärker siehe
Aufnahmeverst. in der A77 Service anleitung
2. Die
Wiedergabeentzerrung ist nicht genormt ! Immer
wieder wird das geschrieben, aber es wird dadurch nicht
richtig.
- Was
genormt ist, das ist der Verlauf des magnetischen
Bandflusses über die Frequenz. Siehe Nom IEC 94
Autor, Titel, Auflage, Jahr
Webers Tonstudiotechnik Franzis Verlag 8. Aufl. 2003
Dickreiter Handbuch der Tonstudiotechnik Band
2 6. Aufl. 1997
Dickreiter Handbuch der Tonstudiotechnik Band
1 5. Aufl. 1987
E. Christian Magnettontechnik Franzis Verlag 1969
Liebscher u.a. Rundfunk- Fernseh-,
Tonspeichertechnik VEB verlag Berlin 1981
Finke Fono und Tonbandgeräte 9. Aufl. 1989
Telefunken Laborbücher 1-5
Curt Rint "Handbuch für Hochfrequenz- und
Elektrotechniker" Bände 1-6 Verlag für
Radio-Foto-Kinotechnik Berlin
Über die
Entwicklung der Telefunken - Tonbandgeräte und Bänder
selbst auch sehr kompetent:
Zeitschichten – Magnetbandtechnik als
Kulturträger (Dritte Ausgabe 2013) Engel • Kuper •
Bell (Autoren)
als PDF für ca. 20 Euro
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Wissenschaftlich-technische Werke
deutsch
F. Winckel Technik der Magnetspeicher Springer
Verl. 1960
F. Winckel Technik der Magnetspeicher Springer Verl.
2. Aufl. 1977
englisch
Fin Jorgensen The complete Handbook of magnetic
recording
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Einige kritische Anmerkungen noch zur Verläßlichkeit der Infomationen:
zum Buch von Christian 1969
1. Kritikpunkt über IEC Normen
Nach "Zeitschichten " S. 591 war bereits 1966 die DIN 45513 Blatt 3 (19cm/s )
mit den Entzerrungskonstanten 19S (Studio) 70µs und bei 19H (Heimgeräte) 50µs und 3180µs gültig.
Wie in ein Buch von 1969 als EQ für 19cm/s der Wert 1590µs kommt, ist nicht nachvollziehbar.
2. Kritikpunkt: Wiedergabe-Entzerrung - Geschwurbel S. 211 ff
Es wurde da nicht die Aufnahme-Entzerrung "irgendwie verteilt".
Die Fakten sind ganz klar :
Für alle Bandgeschwindigkeiten gilt: Der Verlauf des magn. Bandflusses über die Frequenz ist genormt.
Die Regel lautet:
Die Wiedergabeverstärker der Geräte sollen so justiert sein,
daß von diesem genormten Bandflußverlauf ein linearer Frequenzgang entsteht.
Das ist mit relativ einfachen Mitteln möglich wie die Revox Wiedergabeverstärker erfolgreich beweisen.
Es waren (damals) eben auch vorbespielte Bänder angedacht, die mit reinen Wiedergabe-Geräten einfach wiederzugeben sind.
Und - wie sich die Geschichte doch wiederholt!
Heute werden wieder vorbespielte "Masterband-Kopien" produziert und von reinen Wiedergabemaschinen abgespielt. !
Ja, und wie ist das mit der Aufnahme?
Welche Entzerrung wird da angewandt?
Die Antwort ist: Die Entzerrung wird bei der Aufnahme so" justiert", daß es funktioniert. Es gibt hier KEINE festen Werte !
Hier beginnt es komplizierter zu werden, denn hier muß das Gerät auf den verwendeten Bandtyp "eingemessen" werden.
Das heißt,
1. Das Aufnahmesystem des Gerätes muß auf den Arbeitspunkt des Bandes mittels Rec Level und Bias justiert werden
und
2. die Aussteuerung des Bandes bei hohen Frequenzen mit dem /den Reglern Rec EQ und Bias angepaßt werden,
so daß sich bei der Aufnahme - auf dieses spezifische Bandmaterial - ein , der Norm entsprechender Bandflußverlauf ergibt.
Damit - siehe oben bei der Wiedergabe-EQ - ergibt sich ein linearer Frequenzgang.
Das Gerät "KLINGT" nicht, sondern ist "transparent" - alles was reinkommt, wird genauso wiedergegeben.
3. Kritikpunkt Aufnahme Justage auf Bezugsband-Leerteil S. 263 ff.
Das ist völliger Unfug und man fragt sich schon, welcher Profi dieses Buch geschrieben hat.
Weil eben diese Texte immer wieder abgeschrieben werden,
geistert immer der Spruch in der Szene, man müsse die Aufnahme eines Bandgerätes auf den "Leerteil" des
Bezugsbands justieren.
Irgendwer hat mal gelesen oder anderweitig aufgeschnappt, daß das "beim Rundfunk" so gemacht wird.
Ja, und hier hat es auch einen praktischen Nutzen, denn die RUNDFUNK-Bänder waren in ihren Arbeitspunkten
in der Toleranz zum Bezugsband definiert.
Nicht aber die deutschen Amateurbänder und neueren Studiobänder wie SM468 / 911 / 900 etc.
Und ausländische Bänder schon gar nicht.
Nochmals:
Es ist unabdingbar, das Aufnahmesystem des Tonband-Gerätes auf den Arbeitspunkt des
VERWENDETEN Bandes mittels Rec Level und Bias zu justieren.
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Im Dickreiter gefunden: Bd 2, 6.Aufl. S. 471
Auch hier wird die Verwendung des Referenzband-Leerteiles für die Einstellung des Arbeitspunktes Lec level und Bias erwähnt -
ABER dann als letzter Satz :
(Hervorhebung von mir):
"Bei der betrieblichen Einmessung ist es auch üblich, für den JEWEILS verwendeten Bandtyp bzw. die Bandcharge einen
empirisch ermittelten Empfindlichkeitsabfall einzustellen."
Aha - "auch üblich" - das klingt erstmal nach - "kann man auch machen", bei näherer Betrachtung ist aber klar,
daß man NUR mit dieser Methode, auf das echte Band einzumessen, die besseren Frequenzgangswerte erhält,
nicht beim Einmessen auf ein Leerteil eines BB.
Denn das verwendete (moderne) Band - wenn es kein Rundfunkbandmaterial ist - wird sich vom Leerteil unterscheiden.
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Und noch eine Anmerkung:
Ich habe noch in keinem Service-Manual für Bandgeräte einen Hinweis gefunden, man solle
die Aufnahme mittels Rec Level und Bias auf den Leerteil des Bezugsbandes einstellen.
Es gibt hier also scheinbar einerseits die Theoretiker, die Bücher schreiben, und die Praktiker.
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Stand 2022_0719