Ernst Schmid Elektronik München:


Wenn man ab 1960 die Plattenspieler auf dem Markt bezüglich Antriebskonzept  betrachtet, findet man nur Reibradler.
Grund ist sicher auch die einfache Umschaltung der Geschwindigkeit an der Stufenachse des Motors.
Es ging ja nicht so genau zu: 0,3%  Geschwindigkeit war ausreichend.

Dennoch - die Technik entwickelte sich rasant. Es kamen die ersten  "besseren" Platten und Stereo- Tonabnehmer
und die Lautsprecher wurden besser im Tieftonbereich usw.
Dadurch wurde das Rumpeln der Laufwerke hörbar.

Eine probate Lösung für das Rumpel-Problem hatten die Acustic Research (AR)-  Entwickler Anfang der 1960er Jahre:

Ein Antrieb mit Riemen von einem Motor (in einem starren Rahmen) auf den Plattenteller in einem schwingendes Chassis.
Der Plattenteller wurde dazu geteilt, in einen Innenteller mit Riemenlauffläche und einem - auf dem Innenteller aufiegenden - Außenteller.

Durch diese Anordnung bleibt der Motor und der Riemen unter dem Außenteller verborgen.

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In   "Thorens Info"  wird richtig  erwähnt, daß der TD150 betreffend die Riemen-Antriebsmethode
ein schon fast 1:1  Clone des  Acustic Research (AR)  AX  (erste Version Anfang der 60er) ist, 
also  keine Erfindung von Thorens.

   http://thorens-info.de/html/thorens_td_150.html


Der AR  AX hatte bereits den doppelten Teller mit Riemen am Innenteller.

Witzigerweise hatten die AR- Leute offenbar keinen Synchronmotor mit definierter Anlauf-Richtung,
so daß die erste Version des AX sehr pragmatisch amerikanisch
einen "normalen" schwachen Hilfsmotor hatte, der die Anlaufrichtung vorgab und dann vom Synchronmotor mitgezogen wurde.

Die zweite Version hatte bereits einen Motor mit "Rückwärts-Anlaufsperre", so daß hier - wie beim TD150 - nur noch ein Motor eingebaut wurde.


Die Umschaltung  der Geschwindigkeit erfolgt beim AR AX von Hand durch Umlegen des Riemens am Motor-Pulley.

Beim Thorens  TD 150 erfolgt die Geschwindigkeitsumschaltung  mit einem Umwerfer,
gesteuert von dem Drehknopf - funktioniert aber (bei mir) oft nicht .

Der Knopf ist mit dem Netzschalter (Kopf herausziehen = aus ) kombiniert, in der "AUS" - Position ist der Riemen-Umwerfer blockiert .


Meine Kritik im Einzelnen:

Es gibt im Internet viele schöne Bilder der hier besprochenen Punkte,
aber aus Urheberrechtsgünden kann ich die natürlich hier nicht einbauen, und  es ist nicht möglich, über die Bilder den Eigentümer zu ermitteln.

Sie müssen also selber suchen, wenn Sie die Bilder sehen möchten.
Das ist bedauerlich. So steht das Urheberrecht einer Dokumentation entgegen.


Das Chassis des AR AX  in der "einmotorigen" späteren Version ist - trotz des erstaunlich niedrigen Preises - ein Alu-Gußteil.

Die Ausführung des TD150 Chassis ist dagegen sehr spartanisch und lieblos - ein "T "aus zwei unlackierten
abgekanteten Stahlblech -U Profilen zusammengehalten durch 5 Punktschweißungen. Naja.


Wenn man sich die AR AX Seiten im Details ansieht,
erkennt man bereits die kegelförmigen Federn des Sub-Chassis  und sogar die gelben Schaumgummi-Dämpfer.

Die konstruktive Leistung von Thorens am TD 150 ist also nicht sonderlich hoch.



Kommt meine Kritik am Chassis eher von der Ästhetik her, die Funktion ist ja ganz ok,
so kommt meine Kritik am Tonarm von der Technik
.



Zum Tonarm   TP 13  (Version 1 mit dem eckigen grauen Gewicht)  

Der Tonarm TP13  des TD150  ist so ziemlich das "Arm"seligste was ich je gesehen habe,
zudem - was das Vertikal-Lager anbelangt - eine Fehlkonstruktion.
Man fragt sich, wie so etwas passieren konnte. 






Der Tonarm mit dem Geometriefehler im Vertikal-Lager -
der muß wirklich an einem Freitag, den 13. entstanden sein.

Die Fehlkonstruktion besteht darin, daß der horizontale Drehpunkt des Armes kippt,
wenn der Arm vertikal bewegt wird - z.B. bei leicht welliger Platte.
Der Azimut der Nadel variiert dann je nach Wellen-Berg und -Tal.

Erst beim TD 150 MKII  wurde mit dem "Kugeltonarm" der geometrische Fehler der vertikalen Armbewegung korrigiert,
indem die Lagerachse schräg zur Tonarmlänge liegt .



Rückansicht des TP 13 -  eigentich ganz elegant


Die unsäglich lausigen Lager des TP13

Das Vertikal-Lager
Das Vertikal-Lager des Arms besteht aus zwei 1mm Zapfen in einem Messingblock.

Schon beim ausbalancieren des Arms mit einem Tonabnehmer merkt man, daß das Vertikallager eben nicht leichtgängig ist,
sondern die Lagerreibung ist deutlich erfahrbar.

Die Einstellung des Auflagegewichtes erfolgt beim TP 13 mit einer Schablone, die auf den Arm über dem Drehpunkt aufgelegt wird,
und dann das Gegengewicht ausbalanciert.
Spätestens hier wird die Lagerreibung erfahrbar, denn der Arm "balanciert" nicht horizontal aus , sondern ....





Das Horizontal-Lager des Arms ist eine kleine Kugel, die auf einer, am unteren Ende der Säule angeklipsten Stahlfeder aufliegt.
Die Explosionszeichnung  des Armes auf der Seite
https://www.theanalogdept.com/images/spp6_pics/Thor_Data/Thorens_Factory_Dwgs/TD150dwg/150_07dwg.jpg
zeigt die ganze Dürftigkeit der Konstruktion

Das Tonarmkabel ist so steif, daß es die Armbewegung behindert  oder gleich wie eine Antiskatiingkraft wirkt.

Das Ergebnis der einfachen "Konstruktion" - ist - weder horizontal noch vertikal leichtgängige Armbewegung.




Alles schon sehr mickrig für den aufgerufenen Preis. Und schon gar nicht Thorens-würdig.

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Die Antiskating  Nachrüstteile  für den TP 13 (Version 1 mit dem eckigen grauen Gewicht )

Die Antiskating -Einrichtung mußte extra gekauft werden und bestand aus zwei korkenzieherähnlich gebogen verchromten Stahldrähten.
Der eine Teil wurde an die Standsäule des Armes geklipst, der andere Teil mit einem Pfropfen am Ende des Tonarms angesteckt.
Dann das  sattsam bekannte Baumelgewicht mit der viel zu starren Nylon saite.

Auch davon gibt im Internet paar Bilder des TP 13 mit den verchromten Spiralen.

Ich hatte so einen Arm auf meinem TD150 - und habe ihn schnell gegen einen SME 3009  ausgewechselt.
Jetzt habe ich einen ACOS Lustre auf dem TD150.

Diese windige Antiskating Mechanik habe ich nach dem Einbau des SME entsorgt, schade, 
aber das konnte ich vor 50 Jahren nicht ahnen, daß ich diesen Artikel schreiben würde.

           Zusammenfassend zum Tonarm
Zweifelsohne hat er eine gewisse Eleganz  mit der gelochten Headshell und ohne den übermächtigen
Standard Thorens-Zylinder  des Tonarm TP-25 am Drehpunkt,
http://thorens-info.de/td1253.jpg
aber technisch ist der TP 13  unter aller Kanone.

Unglaublich was die Leute für diesen Murks- und Micker-Tonarm TP13  bezahlen - das ist fast kurios.



Die Kabelsteckverbindung habe ich an der Armsäule angeschraubt, um mit den Kabeln den Drall / Torsion auszugleichen
den  die Tonarmlitzen je nach Wind  und Wellenschlag sonst erzeugen.
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         Ich habe meinen TD150 damals 1969 bei der ELA AG in CH gekauft, als ich bei Studer gearbeitet habe.

        Mittlerweile ist der TD150 mit einem Acos Lustre GST1 Tonarm ausgestattet, nachdem der SME 3009  auf  den TD 125 verpflanzt wurde.