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Über den Transistorklang

Zufällig - beim Ausmustern meines Literatur "Archivs" stoße ich auf einen Artikel über den (angeblich) speziellen Ton von Transistorverstärkern.
Oh Gott !  nicht schon wieder !



Aber nachdem ich nun älter geworden bin, und auch bißl da im Sektor was gemacht habe, erlaube ich mir eine Deutung des Phänomens
(übrigens ähnlich dem Übergang von Vinyl zu CD - dazu aber später)

Also was ist da mit dem Transistorklang ?
Geschichte: Die Lautsprecher der Vor- HIFI Zeit, sofern man das so bezeichnen kann, sind mit Röhrenverstärkern betrieben worden und
hatten damit einen  ausgeglichenen Frequenzverlauf  = "Klang".  Der Röhrenverstärker ist ein "leistungsangepaßtes" System ,
d.h. an einer Lautsprecherimpedanz (der Verlauf der Impedanz eines LS  ist nicht linear) von z.B. 8 Ohm ergibt sich eine maximale Leistung,
bei Impedanzen über oder unter 8 Ohm nimmt die elektrische Leistung, und damit die akustische Leistung ab.

Wenn ich nun so einen Lautsprecher, der mit einem Röhrenverstärker als Quelle entwickelt wurde, mit einem
Transistorverstärker betreibe, ergibt sich durch dessen andere Ausgangsqualität (harte Spannungsquelle) eine
andere Leistungsverteilung über den Frequenzbereich:

Frequenzbereiche mit höherer Impedanz werden leiser, Frequenzbereiche mit geringer Impedanz werden lauter !
Weil der Transistorverstärker eben aufgrund seiner Spannungsanpassung gnadenlos in die niedrige Impedanz Strom pumpt.
Und ? Ist das dann der Transistorton? 

Nein - es ist ein Irrtum einen aus der Röhrentechnik stammenden Lautsprecher mit einem Transistorverstärker (ohne  Anpassung )
betreiben zu wollen ! 

Eigene Erfahung mit einem Paar Wharfedale Dovedale 3  an einem Harman Kardon CIT 16  Clone.
Frequenz-Spektrum - gemessen mit Rauschen war immer
bei 4kHz ein Einbruch mit paar dB  feststellbar.
Das ist die Übernahmefrequenz vom MT zum HT, hier zeigt die Impedanz auch eine Anhebung.
(Meßmikro  Beyer MM1 - also kein Schrott - und bestätigt mit Sennheiser MKH 104 )

Hatte mich immer mit einem Equalizer beholfen, der die paar dB bei 4 kHz ausgebügelt hat.
Aber irgendwann kam der Gedanke eben - du betreibst einen Lautsprecher aus der Röhrenzeit mit einem Transistorverstärker !
.
- Versuche doch mal, den CIT 16 Transistorverstärker so umzubauen, daß er wie ein Röhrenverstärker agiert - also mit Leistungsanpassung.
Er war so gutmütig und ließ mich experimentieren. 

Das Thema hat übrigens auch der Australier Elliott mal aufgegriffen.   https://www.sound-au.com/

Leistung über Zl bei Spannungsanpassung
Leistung über Zl bei Leistungsanpassung

Optimum bei  5 Ohm

Was soll ich sagen - mit der Modifikation des Transistorverstärkers von Spannungsanpassung  auf Leistungsanpassung-
war der akustische Einbruch bei 4kHz verschwunden.
Also alles gut.?
Nur mir paßte das nicht, einen Verstärker zu haben, der dann nur mit der Dovedale optimal spielt.
Jetzt muß ich sagen, ich höre nicht laut. Also keine 100W  Baß oder was.

Also das Experiment, was passiert, wenn ich die Dovedales einfach aus dem Cit 16 über einen 5 Ohm Widerstand speise?
Der Widerstand wird halt bißl warm. 

Und das Meß - und Hörerlebnis bestätigen die Hypothese.: Kein Einbruch mehr bei 4 kHz
Ausgeglicher "Klang" für Klassik und Jazz - kurz ein Traum - mit gewissen Ergänzungen wie Subwoofer Fostex BK202 Horn mt  8 W Endstufe-
 und Bändchen-Hochtöner für das Blech am Schlagzeug.

Was ist sagen wollte:  zurück zum Thema Transistorklang - das ist DER Irrtum der Zeit damals,
die Lautsprecher der Röhrenzeit mit Transistorverstärkern betreiben zu wollen, ohne Anpassung. 
Das mußte zu Klangverschiebungen kommen, die dann aber - kurz geschlossen von der "Fachpresse" den Transistorverstärkern angedichtet wurde.

Das ganze Gewese mit den Oberwellen ist zwar meßbar, aber sicher nicht ursächlich für den postulierten Klangunterschied.



Denn - und  jetzt werde ich gemein:
Der Abtastklirrfaktor eines Tonabnehmers und der Klirrfaktor eines Lautsprechers ist im %-Bereich
 damit um den Faktor 100  größer als die Verzerrungen des Verstärkers.
Wer dennoch vom "Guten Klang" der Schallplatte schwärmt, ist entweder taub oder leidet schwer an Autosuggestionen.

Ein Redakteur einer HIFI - Zeitschrift ist kein Techniker, sondern ein artikelschreibender Schwafler.
Ich bin ein artikelschreibender Techniker.

Nachbemerkung:
Zum Spaß und zur Überprüfung meiner Hypothese - habe ich mir noch ein Pärchen Ditton 15 angeschafft, ebenfalls aus der Röhrenzeit.
Spielen wunderbar - mit Widerstand und mit Zusatz HT - aber der eigentliche Klang ist ja der mittlere Bereich - an HK Cit 12 und Quad 405 Endstufen.