Pievox Information   Über die Justagegenauigkeit bei Tonbandgeräten
 


Warnung :

Dieser Artikel kann ihr Leben verändern indem er Mythen angreift und Zusammenhänge erklärt.
Lesen Sie nicht weiter, wenn sie ein gläubiger HighEnder sind !!!!

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Ok, sie wollen es wissen:

Das Angebot lautet:
Frequenzgang:
    19cm /s   60 Hz  -12kHz   +/-1dB    30Hz  - 15kHz  +/-2 dB
    38cm/s    60 Hz  -15kHz   +/-1dB    30Hz  - 18kHz  +/-2 dB
Würden Sie sowas kaufen wollen?

Die Wahrheit ist:
Es wurden viele dieser Geräte verkauft und unzählige hochgelobte und geschätzte Aufnahmen damit erstellt.
Und zwar nicht von Dilettanten und Sparfüchsen, sondern von renomierten Studios.
Um welches Gerät es sich handelt, verrate ich am Ende der Seite .

Weshalb ist das Gerät so "schlecht" im Frequenzgang, wo doch jedes hochwertige Amateuergerät (angeblich) bessere Werte hat.



Über Band  gemessen  Revox B77 19cm/s
Vor Band -Direkt gemessen 




W
elligkeit  unter +/-0,5dB
D
er
leichte Abfall bei 20kHz ist bereits in der Direkt -VorBand-Messung vorhanden und stammt von der verwendeten ext. Soundkarte Aureon 5.1 USB


Das ist doch besser als das, was da vorher angeboten wurde.
Stimmt das so?


Was bestimmt oder begrenzt die erreichbare Genauigkeit bei der Justage ?
Man muß sich die mechanischen Dimensionen, auf die es hier ankommt, vor Augen führen, um zu verstehen, daß
es sich bei der Amateur -Tonbandtechnik um ein "geht gerade noch mit vertretbarem Aufwand  " handelt !!
Die Wellenlänge einer 10kHz Sinuswelle bei 19cm/s  beträgt 19um. Soll die Phasengenauigkeit der Kanäle auf 20grd übereinstimmen,
bedeutet  das eine erforderliche Einstellgenauigkeit von 1 Mikrometer = 1/1000 mm, die über eine gewisse Zeit auch stabil bleiben soll.
Da darf man die Köpfe zum Putzen nicht hart anfasssen...

Auch Bänder für Rundfunk-Anwendungen unterliegen Toleranzen.
Nur daß diese festgelegt sind. Somit durfte z.B. nur geliefert werden, was noch im Bereich der Spezifikation lag.
Beim PER 525 und EMTEC PER 528  habe ich im Datenblatt gefunden:
Schwankung der Empfindlichkeit (bei 1kHz) innerhalb der Rolle +/- 0,25dB   - von Rolle zu Rolle  +/- 0,5dB.

Bei  Scotch 206, 207, 215, 222, 223, 224, 263 und 264  habe ich in den Datenblättern gefunden: 
Schwankung der Empfindlichkeit innerhalb der Rolle +/- 0,25dB   - von Rolle zu Rolle  +/-1dB  !!

Und wie sieht es bei anderen (Amateur-) Bändern aus?
Richten sie sich auf größere Toleranzen ein, denn von den Herstellern ist nichts veröffentlicht.
Nur die Zielmarke, also was angestrebt ist, ist aus dem Datenblatt zu entnehmen.
Das Produkt weicht in der Regel ab. Ist ja auch klar. Es ist kein Maggi oder Leberkäse, der immer gleich kommt.
Wenn der Guß auf dem Träger ist, läßt sich nichts mehr korrigieren. Dann ist das Band so wie es ist.


Meßmethoden und ihre Eignung

Meine Erfahrung ist: Je genauer die Anzeige ist - oder vorgibt zu sein, denn die letzte Stelle der Digitalanzeigen ist potentiell falsch! -
desto mehr bemüht man sich, genau zu justieren und tappt in die Falle, daß es zwar  in dem Moment mit genau diesem Band stimmt,
mit einer anderen Rolle nicht mehr.

Generell gilt:
Immer nur die Meßtechnik angeschlossen halten am Tonbandgerät.
Keine Stereo-Anlage und Tuner und andere Masse- und schutzleiterbezogenen Geräte, ansonsten treten Brummschleifen auf, die zu Meßfehlern führen.


Die hier abgebildeten Meßgeräte sind in meinem Besitz, keine irgendwo zusammengesammelten Bilder.
Die Meßgeräte sind in bestem Zustand und werden auch betriebsfähig gehalten.


Analoge Meßmethoden   Der Zeiger  beruhigt die Nerven.
Bruel &Kjaer 1023
Bruel &Kjaer 2425  Audio mV Meter





 
Digitale  Meßmethoden:  die brutal Genauen
Pegelsender Siemens K3500
Präzisionspegelmesser  Wandel und Goltermann PMP 20






Computergestütze Meßmethode wie oben abgebildet mit Soundkarte

Vorteil Nachteil - Kritik
Grafische Darstellung der Meßergebnisse und leichte Archivierbarkeit Sehr anfällig für Störeinstreuung durch Schutzleiter des PC / Notebook
Billig, da die Rechenleistung auf jedem Computer vorhanden ist
Sehr anfällig für Fehlbedienung, da viele Menuepunkte versteckt sind

Die Software kann einen zum Wahnsinn treiben, wenn wieder mal alles abstürzt.

Sehr abhängig von der Genauigkeit der Soundkarte

Langsam, wenn man den kompletten Sweep abwarten muß um ein Detail
bei z.B 10kHz zu sehen


Keine Absolutmessung da die Soundkarten nicht kalibriert sind (mV-FS Wert)



Resume:
Die Frage gestellt: Ist es unter Berücksichtigung der eben erwähnten Fakten überhaupt sinnvoll, ganz genau justieren zu wollen?
Ich rede nicht der Schlamperei das Wort, möchte aber auch keine falschen Hoffnungen nähren, es gäbe da irgendwelche Wunder.
Gibt es nicht hier.

Man kann sich die Zeit vertreiben und die Maschine für ein kurzes Stück Band auf 1/10dB genau einstellen.
Man muß aber wissen, daß dies nur ein Glasperlenspiel war, und jedes andere Stück Band - auch der gleichen Sorte -
etwas anders laufen wird. Nicht hörbar ...  aber  für den Fanatiker scheinbar unerträglich.

Dennoch einen Gedanken Wert: Was passiert letztlich mit dem Band?
Es wird über Lautsprecher abgehört.
Und jetzt kann man die Frequenzgangskurve eines Lautsprechers im Abhörraum  dem Toleranzschlauch des Bandes gegenüberstellen,
dann werden die paar 1/10dB  des Bandes zur Randerscheinung.

Deshalb rate ich zur Entspannung, was die Meßwerte angeht.
Lassen Sie sich nicht verrückt machen von Leuten, die erzählen, sie hätten die Geräte auf +/- 0,1dB gepegelt und der
Frequenzgang dient als Meßlatte für die gerade Linie.

Die beschriebenen Fakten lassen einen stabilen Frequenzgang von +/- 1dB im mittleren Frequenzbereich
und +/- 2dB  an den Extremen als recht gut erscheinen. 

    Die ober erwähnte Maschine ist übrigens die Studer A80R .

Nochmals: 
Was passiert letztlich mit dem Band?
Es wird über Lautsprecher abgehört.
Und jetzt kann man die Frequenzgangskurve eines Lautsprechers im Abhörraum  dem Toleranzschlauch des Bandes gegenüberstellen,
dann werden die paar 1/10dB  des Bandes zur Randerscheinung.

Wer mehr verspricht als er einhalten kann, muß sich einen Aufschneider nennen lassen.
Die Tonbandgeräte-Hersteller, die mit Ihren Frequenzgängen in den Prospekten glänzen
aber nicht erwähnen, mit welchem Band gemessen und wie lange diese Daten gelten, gehören in diese Gruppe.
Das ist unlauter und führt heutzutage - wo man die Prospektaussagen nicht mehr einordnen kann - dazu,
daß sie für wahr und erreichbar gehalten werden. Und werden so zum Problem.

Und wenn es genauer sein MUSS?
Dann muß man die "einfache" Signalaufnahme verlassen und einen Umweg über die Frequenzmodulation machen.
Damit läßt sich bei entsprechend aufwendiger Signalumwandlung eine recht genaue und sogar quasi W&F freie Wiedergabe
erreichen.
Nachteil ist die erforderliche hohe Bandgeschwindigkeit  von 1,524  m/sec (60  inches / second), die die Köpfe schnell abnutzt.
Und natürlich die begrenzte Laufzeit pro Spule.

Oder heute - eben Digitaltechnik.