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           Anmerkungen und Kommentar zu einigen Details der Revox A77

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Man mag es für übertrieben halten:
Aber die Tatsache, daß diese vor 50 Jahren vorgestellten Consumer-Geräte immer noch einwandfrei betriebsfähig sind,
und zwar nicht als Museumsobjekte, sondern gerne und oft in Wohnzimmern und Musikzimmern, bestätigt:
Diese Revox A77 ist etwas Besonders, es ist ein  Markstein  in der Geschichte der Audio HIFI Geräte.

Die Entscheidung von Willi Studer, bei einem Amateurgerät auf die ganze "Stängeli-Mechanik und Riemli "
beim Antrieb zu verzichten, sondern konsequent aus der G36 - wieder 3 Motore einzubauen,
war wohl auch der Grund, für die Chassiskonstruktion auf einen Alu-Guß-Rahmen zu gehen.
Aus den 20kg der G36 wurden so "tragbare" 15kg der A77.

Wer den Vergleich machen will, nachdem er von den japanischen Geräten die Pappdeckel-Rückwand abgeschraubt hat,
der wird in diesen Geräten einen Kabelverhau finden.
Die Revox A77 - aus dem Echtholz-Gehäuse gezogen - zeigt eine aufgeräumte und ästhetische Erscheinung.
Alles ist an seinem Platz.  Schönheit der Technik.

Weiter: Steckbare Verstärkermodule anstatt einer großen Platine mit allem drauf.
Hier ist der Service bei einem Amateurgerät zur Perfektion getrieben worden.  Aber es schadet nicht.

Natürlich hat das Gerät auch "weniger gelungene" Seiten,  aber will jemand bei einem solchen Jubiläum
 wirklich hier mit Nebensächlichkeiten anfangen?

Meint  E.Schmid

Böses Nachwort, nach wieder einigen Frust-Erlebnissen 

Der Grund, weshalb die Revox A77 nach 50 Jahren immer noch funktioniert, ist:
    Kein Computer - keine Software eingebaut.

Und deshalb rate ich vom Einbau von "elektronischen Zählern" und "LED- VU Metern" ab,
da sie keinen Bedienungsvorteil bieten, sondern zudem das Gesicht der A77 entstellen.




9.11.2016   Der Audiophile Wiedergabeverstärker



Das ist er , der "audiophile Wiedergabeverstärker der A77"
Pro Kanal eine Steckplatine.




Die oberen zwei Transistoren bilden den Wiedergabe-Verstärker
Der untere Teil mit drei Transistoren ist der Ausgangsverstärker
Das Platinenlayout ist noch - da vor der Computerzeit entstanden -
von Hand gezeichnet



Ja, man ist vielleicht versucht, die Wiedergabeverstärker der A77, da von 1967, zu verbessern.

Aus technischer Sicht ist das aber eigentlich nicht nötig, denn ein kurzer Blick auf die Schaltung zeigt ein optimales Design.

Aus folgendem Grunde:
Was macht ein Wiedergabe-Verstärker?
Die vom Band am Wiedergabekopf entstehenden Magnetflußwechsel werden verstärkt.

Der Frequenzgang des Wiedergabeverstärkers ist dabei so gestaltet, daß die, der Entzerrungsnorm gemäßen Veränderungen
 im Frequenzgang der magnetischen Aufnahme kompensiert werden,
so daß wieder ein linearer Frequenzverlauf der Ausgangsspannung entsteht.


Weniger ist mehr - oder die Schönheit des puristischen Designs.
Zwei Transistoren genügen, um die Verstärker-Arbeit sauber zu erledigen.

Wenn die Komponenten nicht infolge Alterung gelitten haben, ist an diesen Stellen
mit einer sehr langen Lebendauer zu rechnen. Die Bauteile sind weder thermisch noch spannungsmäßig belastet.

Was man - bei ausgeprägtem Basteltrieb - machen kann, ist, die Elkos (Tantal und Elektrolyt) zu ersetzen.
Wer die Widerstände durch 1% Metallfilm-Typen ersetzt, macht sich zusätzliche Arbeit ohne einen
Gegenwert zu erhalten, denn das geringere Rauschen der MF WIderstände wirkt sich nicht aus,
weil der Hauptanteil des Rauschens vom Band selbst
stammt .

Die Transistoren können auch mit neuen Transistoren - der gleichen Verstärkungsgruppe - (B / C ) ersetzt werden.
Wird das nicht beachtet, können die Verstärker anfangen, im Hochfrequenzbereich zu schwingen, was durch alle
möglichen Nebeneffekte auffällt

Das Ergebnis aller dieser Maßnahmen ist in der Regel: Es klingt wie vorher.

Noch eine Antwort zu einer Frage, die oft gestellt wird: 
Womit den 1600µF  Elko ersetzen?
Da habe ich schon seltsame Konstrukte gesehen aus 1000uF dazu parallel 470uF dazu parallel 100uF.
Man kann sich die Sache auch einfach machen und einen 2200uF Elko nehmen.

Darf man das?
  Ja, es ist bei den Wiedergabeverstärkern  der PR99  so im Schema und der Stückliste.


Wie manche Quellen berichten, wurde von der A77 mit allen Varianten eine Stückzahl von 450 000  erreicht.
Es waren sicher die meisten Stereo-Geräte, d.h. hatten zwei Aufnahme und zwei Wiedergabe-Verstärker-Platinen pro Gerät.

Das wären incl. der für den Ersatz produzierten Platinen die gigantische Stückzahl von 900.000  !!!
Das dürfte auch ziemlich einmalig sein in der Geschichte der Consumer-Elektronik dieser Preisklasse.



2.2.2018   Der mysteriöse  Eingangsverstärker

Das ist er , der Eingangsverstärker der A77



Schön symmetrische Anordnung der Bauteile -
 bis auf diesen mysteriösen Kondensator auf der Lötseite


Warum ist hier ein Elko auf der Rückseite gelötet?

Mythen ranken sich, ganz mutige bauen den Elko neben dem "Bruder" auf der Bauteileseite .  Die Folge ist .. nichts .. keine Änderung.

Warum also hat Revox bei ca. 450.000 Eingangsverstärkern den einen Elko auf die Rückseite der Platine gelötet ?
Sieht so unaufgeräumt aus in dem sonst so perfekt aufgebauten Gerät ...
Irgendeinen  Grund hat es wohl gegeben !

Ja - sicher - der fällt aber nur dem auf, der an der A77 nicht hört, sondern mit Meßgeräten tätig ist. Und da nur bei einer bestimmten Messung.

Also- was ist der Grund?
Wenn die Elkos auf dem Input amp dicht nebeneinander eingebaut sind, ergibt sich durch die große Kapazität der Becher zueinander
ein Übersprechen der Kanäle bei hohen Frequenzen ! Denn die Minuspole der Elkos  liegen NICHT an GND !

Die technischen Daten beschreiben aber > 45 dB  bei 1kHz.
Ein Abschirmblech zwischen die Elkos?  Würde bei ca 100 pF Kapazität bereits den Frequenzgang beim AUX Eingang  bei 16kHz anheben .
Zudem wäre also ein neues Platinenlayout erforderlich.
Kann man machen - wurde aber nicht ausgeführt, es gab bei der damals (1968 !) begrenzten Arbeitskräftezahl wichtigeres zu tun.

Und  es war auch nicht klar, daß das dieses  Revox-
Gerät  10 Jahre gebaut werden würde.
Und so haben wir durchgehend den Eingangsverstärker mit dem "Geburtsfehler" vorliegen.

Ist doch auch eine nette Anekdote. Oder?


Der Elko mit dem seltsamen Wert
Müssen es 125uF sein oder kann man 100uF verwenden ? 
125uF ist ein sehr unüblicher Wert - und war es auch damals.  Die Elkos hatten damals (!) eine Toleranz von - 20 / + 50%
Bei 100uF  wären es
bei -20% nur 80uF .
Das würde - und das ist der extremste Fall - bei Micro low -Eingang die untere
Grenzfrequenz  (-3dB) auf 40 Hz anheben.

Mit 100uF  kommt man auf ca. 32Hz.
Um also auch bei maximaler Minustoleranz  des Elkos auf die in den technischen Daten versprochenen Werte zu kommen,

wurde also als
Sonderanfertigung in der Baugröße des 100uF Bechers etwas Plustoleranz  eingebaut und als 125uF gestempelt.

Also, entweder auch einen  100uF mit 20% Plustoleranz suchen, was heute eigentlich nicht mehr der Fall ist, die Elkos sind erstaunlich
auf den Punkt gefertigt, was eigentlich gar nicht so gut ist, denn dann wirkt sich ein Kapazitätsverlust sofort aus.

Oder den nächsten Normwert (220uF) einbauen.
Und heute sind die Baugrößen der Elkos eh kleiner, so daß der 220u Elko auch reinpaßt.
Die Grenzfrequenz  kommt dann auf ca. 15Hz bei "mic low ".




Bei der Revox A77  kamen schon mehrere Faktoren zusammen:

Die äußere Erscheinung mit Design  von  Manfred Meinzer -  kein barocker 50er-Jahre-Charme der G36

Aber auch in Innenleben:
Elektronische Motorregelung - eine absolute Innovation für ein Consumer-Gerät!
Man kann es - auch nach 50 Jahren - nicht anders als "Genial" nennen, die paar Transistoren und der Schwingkreis bilden die Motorregelung.

Transistortechnik in den Audioverstärkern
Nicht minimalistisch - sondern schweizerisch optimiert. Mit wenig Aufwand die Sache erledigen.
Stabil und auch nach 50 Jahren nicht nicht ernsthaft zu verbessern .

Der Aufbau mit Steckmodulen und ohne Kabelverhau ist auch heute noch vorbildlich und ästhetisch ansprechend.

Aufgrund der mechanischen und elektrischen Stabilität waren die Geräte bald auch im Einsatz bei Studios und Sendeanstalten
für untergeordnete Aufgaben, z.B. als Zuspieler
oder im Ü-Wagen.

Trotz des hohen Preises findet die Revox A77 reißenden Absatz.

Das führte  zu 
Liefer- Qualitäts-  und Mengenproblemen in der gesamten Fertigungskette.
Weil z.B. die Firma Pabst die Wickelmotore nicht in der nötigen Qualität und Menge liefern konnte -
 zur Entscheidung,  eine eigene Motorfabrikation in Ewattingen aufzubauen.

Es ist heute nicht mehr vorstellbar - es gab einen echten Mangel an Arbeitskräften, der Meßgerätemarkt war leergekauft,
die Zulieferfirmen  für "Decolleltage"-Teile  also Drehteile und Kleinkram wie Bolzen waren am Limit und es gab überall lange Liefertermine.
Das gefährdete die Produktion, denn wegen fehlender Groß- und Kleinteile konnten zeitweise keine Revox und Studer Geräte gefertigt werden.

Dieser auf Sicht nicht zu ändernde Umstand führte dazu, daß Willi Studer entschied - dann machen wir eben den Kleinkram auch selber -
die Fertigungstiefe wurde größer und damit unabhängig von Zuliefer-Firmen.


Die Elektronik-Bastler haben (leider) die Revox A77 als Objekt entdeckt:

Auf der Homepage  eines - natürlich privaten Anbieters, denn natürlich will der Bastler keine Steuern für seine Umsätze bezahlen -
 heißt es treffend  " elektronikbasteln - und mehr "  - genau das ist es.

Da möchte man rufen:
Leute, sucht euch doch für euere aus der Zeit gefallenen Grausamkeiten andere Geräte,
nicht gerade die 50 Jahre alten und schon antiken Revox A77 Tonbandgeräte !!