Die angesprochenen Fragen:


Das Tonbandgerät - ein teueres und aufwendiges Hobby?  
Welche Bänder soll ich verwenden?

Offenwickel mit AEG Kernen ? Eine billige Alternative zu Spulen ?

Verstellen sich die Köpfe im Laufe der Zeit?

Habe ein Gerät und bespielte Bänder. Soll / muss ich den Spalt nachjustieren?

Habe ein Gerät gekauft und gebrauchte  Bänder. Kann ich die verwenden?

Habe ein Gerät gekauft und neue oder gebrauchte  Bänder. Muß ich das Gerät einmessen?

Bemerke in letzter Zeit stärkere Ablagerungen an den Umlenkbolzen und den Köpfen

Beim Betrieb und Umspulen pfeift und zwitschert es,  oder Umspulen sehr langsam und mit  Geräusch



Das Tonbandgerät  - ein teueres und aufwendiges Hobby?

Wie der Umgang mit einem anderen Oldtimer ist man nie vor Überraschungen sicher.
Je mehr alte Komponenten man verwendet, desto größer die Ausfallswahrscheinlichkeit.
Mechanik: Andruckrollen, Capstan Motor,  Treibriemen

Tips für erfolgreiches Tonbandeln ohne Frust
    Nur gute, d.h. neue oder neuere Bänder verwenden

    Nur Bänder eines/des Types verwenden, auf den die Maschine "eingemessen" ist.

    Die Maschine so stellen, daß man ohne Mühe und Verrenkung den Bandlauf putzen kann.
        Das ist wichtig, denn beim Betrieb entsteht immer Abrieb. Der muß konsequent entfernt werden, verhärtet sonst.
        Die Folge sind schlechte Aufnahmen durch Dropout an den Köpfen und erhöhte Wow & Flutterwerte durch verhärtete Andruckrolle.

Bänder zersetzen sich - wie man jetzt leidvoll feststellt.
Wenn man altes Material verwendet, verschenkt man Aufnahmequalität , da die alten Bänder nicht ruhig über die Köpfe
schleifen sondern einen gewissen Verzug haben.
Also mein Tip: neues Bandmaterial verwenden, ist zwar teuer, aber alles andere kann man sich gleich Sparen.

Welches Band soll ich verwenden ?
Hier kann man sich nicht einfach für das dünnste Band und die kleinste Geschwindigkeit entscheiden,
denn diese Wahl ist eigentlich nur für Sprache geeignet und führt zu dauerndem Wickeln mit  Anfahren und Bremsen des Bandes.
Und gerade hier treten die größten Kräfte für das Band auf, die zum Verzug und zur Beschädigung führen.
Die Bandkanten ragen aus dem Wickel und ermöglichen Staubablagerung durch statische Aufladung und in der Folge Dropout

Die Lösung ist das Finden eines Kompromißes als Schnittpunkt verschiedener Kriterien

Vorbemerkung:
Wer sich heute auf das Abenteuer  (enthält bereits einen Hinweis - teuer) Tonband einläßt,
sollte nicht am falschen Ende sparen wollen.
Da macht es keinen Spaß, wenn dann die Aufnahmen leiern und die Bänder sich zersetzen und
nur noch die Putzerei bleibt. Da ist der Charme der drehenden Spulen schnell verflogen.
Für die Zeit, die man mit den Aufnahmen verbringt, sollte man optimale Klangqualität erhalten.
Und das schon für ein paar Jahre.

Bei der Abwägung MEINER Kriterien komme ich nach meinen Erfahrungen zu dem Optimum:
SM 911 oder SM 468  bei 19cm/s, Halbspur.
Warum:
Es paßt auf eine 26cm Spule ca. 1h  Programm, und das ist in der Regel die Länge von Rundfunksendungen.
Eine eigene Zusammenstellung von einer Stunde kann man ohne großes Wickeln anhören.
Ich lagere die Bänder in gespieltem Zustand, dann ist der Wickel optimal.
Natürlich muß ich vor dem Hören zurückspulen. Aber die Zeit habe ich.

Die Kriterien:
Spur-Format  Halbspur oder Viertelspur   Anfälligkeit für Dropout bei schmaler Spurbreite
Was will man für welche Anwendung aufnehmen?
Erforderliche Aufnahmedauer  - Spieldauer pro Wickel
Geräteklasse   Kleinspuler - Heimtonbandgerät (18cm) - Semiprofi (26cm )
Geschwindigkeitswahl    Anfälligkeit für  Dropout bei  geringer Geschwindigkeit
Nachteile dünner Bänder (26um)  Geringere mechanische Festigkeit d.h. stärkere Anfälligkeit für Verzug

Alter des Bandgerätes  z. B. Revox G36  ist sicher nicht für 26um Bänder geeignet,
denn als Semiprofigerät  ohne Andruckfilz und großen Spulen mit entsprechend starken Wickelmotoren
wird das Band schon strapaziert.
D.h. in der Zeit bleiben und keine Wunder erwarten, auch wenn Revox draufsteht.

Viertelspur  
Zur Klärung Vorweg
Echte "Vierspur" (vier echte Kanäle in einer Bandlaufrichtung) ist immer Viertelspur, aber "Viertelspur" meint in der Regel Stereo 

Nachteile von Viertelspur
- Übersprechen der Gegenspur- Kanäle bei stark baßlastiger Musik und voller Aussteuerung
- Höheres Rauschen
- Stärkere Auswirkung von Dropouts durch schmalere Spuren besonders im linken Kanal ( an der Bandkante)

Bandgeschwindigkeit
Längere Spieldauer bei kleiner Bandgeschwindigkeit
Nebeneffekt der längeren Spieldauer ist, daß man häufiger Wickeln muß
Und gerade hier treten die größten Kräfte für das Band auf, die zum Verzug des Bandes führen.
Weiter führt häufiges Wickeln zur Beschädigung der Bandkanten durch die Tatsache, daß
die Windungen nicht direkt übereinander zu liegen kommen, sondern leicht versetzt.
Diese überstehenden Bandränder können geknickt werden und vergrößern die Oberfläche
für Staubablagerung durch statische Aufladung  und in der Folge Dropout .

Magnetische Eigenschaften
Geringere Aussteuerungsreserve bei dünnen Bändern
leicht einzusehen, da ja klar ist, daß bei dünneren Bändern nicht nur der Träger dünner ist, sondern auch die
magnetisierbare Schicht .
Bei 26um Band z.B. LGS 26 und PES 26   Schicht 10um   Trägerfolie 12um
bei LGR 35   Schicht 11um     Trägerfolie 20um
bei SM468   Schicht 14,5um  Trägerfolie  30um
bei SM911   Schicht 16um      Trägerfolie  30um
Die Differenz zur Gesamtdicke des Bandes sind Kleber  ca. 3um




Offenwickel mit AEG Kernen ? Eine billige Alternative zu Spulen ?



Man sich muß immer die Fragen stellen bei Offenwickeln:  Wozu und mit welchem Band.

Offenwickeln funktioniert nur mit sog. rückseiten-beschichtetem Band (Studio oder Rundfunkband)
weil durch diese Schicht der Wickel eine Stabilität erhält und auch beim Spulen die Windungen nicht "Ausschießen"  aus dem Wickel.

Zwei Effekte sind es, die hier wirken:
Durch das Luftpolster, das beim Wickeln mitgerissen wird und die statische Aufladung  wandern nicht beschichtete Bänder seitlich vom Wickel .
Man sehe sich die Bilder schnell-gewickelten Bänder auf den Dreizack-Spulen an, da liegt eben nicht nicht mehr jede Lage auf der andern...
. sondern
die Bandkanten sind verschoben mit allen Gefahren von Verknittererung und Verstaubung.
Gerade bei Viertelspur eine Katastrophe für den Klang, denn die linke Spur liegt aussen.

Bei rückseiten-beschichtetem Band mit 50um Gesamtdicke kann durch die Rauhigkeit der Rückseite die Luft zwischen den Lagen entweichen,
zudem ist es stabiler durch den dickeren Träger und die Rückseitenschicht ist leitend , vermeidet also statische Aufladung.

Offenwickel sollte man nur bei liegendem Gerät verwenden, und dann auch nur, wenn man das Band schneiden will.
Nur weil es toll aussieht - eher abzuraten.

Wer jemals einen zerfallenen Offenwickel in stundenlanger Arbeit wieder auf den Wickelteller "gezaubert" hat,  der weiß was ich meine.






Putzen des Bandlaufs:
Nach dem Durchlauf einer 760m Rolle "sollte*" man den Bandlauf und die Andruckrolle umgehend reinigen,
damit sich der Abrieb nicht verhärtet  Ob mit Spiritus oder nicht, soll jeder selbst entscheiden.
Vorsicht:   Die Köpfe nicht zu hart anpacken - siehe weiter unten - wegen der Gefahr der Verstellung .

* Wenn ich eine Aufnahme mache, dann freue ich mich, einen  sauberen Bandlauf vorzufinden.
Ansonsten müßte ich dann erst anfangen zu Putzen und versäume den Anfang der Sendung, die ich aufnehmen möchte.
Oder - wenn ich sagen würde, egal - hätte ich möglicherweise Aussetzer und Dropouts in der Aufnahme.
Dann kann ich mir das Ganze auch Sparen.  
Also - nicht aus Putzwut, sondern Erkenntnis: Putzen nach der Benutzung ist vorteilhaft..


Der Verschleiß an den Köpfen ist Tatsache und neue Köpfe extrem teuer.

Soll ich eine Profimaschine kaufen ? Studer / Telefunken etc.
Manchmal kommen relativ gut erhaltene Geräte auf den Markt.
Die Preise sind verglichen zum Neupreis der Geräte ein echtes Schnäppchen.
Solange  die Maschine läuft ist das Vergnügen groß, aber wenns mal nicht läuft....
Dann wird es richtig teuer, denn an einer Profimaschine ist des Bastlers Wissen nichts wert.  
Von den Köpfen ganz zu schweigen.


Wenn man sich die Fehlerberichte der letzten Jahre im Block ansieht,
dann ist vermehrt zu sehen, daß die Halbleiter: Prozessoren, DA/AD Wandler  Speicher  etc. zum Totalausfall der Geräte führen.
Und da ist keine Rettung möglich.
Wenn es den mit einem Programm geladenen Prozessor nicht mehr gibt, dann ist das Gerät nur noch ein großer Briefbeschwerer ...

Das ist das Schicksal der hochgezüchteten und mit Digitalelektronik vollgestopften Geräte.
Die Elektronikteile sind für die Produktlebenszeit und den Servicezeitraum erhältlich, dann werden die Lager geräumt.
Das Schicksal nimmt seinen Lauf.  Mechanisch top dastehende Geräte sind Schrott.

Dagegen, alles, was noch mit Industriestandard Komponenten aufgebaut ist, z.B.  Studer A80, und ohne
Digitaltechnik (DA/AD) in der Audioelektronik, ist zwar nicht so bequem in der Handhabung aber läuft und läuft und läuft....




Verstellen sich die Köpfe im Laufe der Zeit?

Wenn man sich die mechanischen Verhältnisse vorstellt:
Bandgeschwindigkeit 19cm/s = 190mm/s, ergibt bei 10 kHz eine Wellenlänge der Magnetisierung von 19um !.
Das sind dann 360 Grad. Soll der Spalt der beiden Kanäle auf 20 Grad der Wellenlänge übereinanderstehen,
 ist eine Genauigkeit von 1um gefordert = 1/1000mm.  
Das gilt für den Aufnahmekopf ebenso.

Damit wird auch klar, daß man beim Putzen der Köpfe nicht rabiat zupacken darf, sondern
eben "mit Gefühl" um nichts - oder möglichst wenig - zu verstellen.

Deshalb ist - wenn man es genau nimmt - eine monatliche Kontrolle der Spaltlage nicht verkehrt,
damit man keinen Mist aufnimmt.

Dazu braucht man natürlich Meßgeräte.
Manches kann man auch mit einem PC und guter Soundkarte erledigen,
aber eben keine Absolutmessungen z.B. Wiedergabepegel einstellen, solange die Soundkarte nicht kablibriert ist.
Als Software für Frequenzgangsdarstellung und Spektrum habe ich "Audiotester"
und für die Darstellung der Lissayouschen Figur den  Soundkarten-Oszillograph  von http://www.zeitnitz.de/Christian/scope_de
erfolgreich getestet.

Die Meßbänder braucht man nur, um die Wiedergabeseite des Tonbandgerätes zu justieren.
Das eigentliche Einmessen auf eine Bandsorte erfolgt auf der Aufnahmeseite  des Gerätes
mit den  Einstellern für Aufnahmepegel, Vormagnetisierung (Bias) und Höhenanhebung (REC EQ) 
gemäß Servicemanual.  Dazu braucht man kein Meßband.



Habe ein Gerät und bereits bespielte Bänder. Soll ich den Spalt nachjustieren?

In diesem Falle ist die Antwort nicht einfach.
Würde man den Spalt neu nach einem Azimuthband justieren, verschlechtert sich die Wiedergabe der bespielten Bänder.
Stellt man den Spalt nicht nach, macht man alle weiteren Aufnahmen mit der individuellen Spaltlage des Gerätes.

Es gibt mehrere Umwege aus dem Dilemma aber keinen Idealweg.


Habe ein Gerät gekauft und gebrauchte  Bänder. Kann ich die verwenden?

Bänder zersetzen sich - wie man jetzt leidvoll feststellt.

Wenn man altes Material verwendet, verschenkt man Aufnahmequalität , da die alten Bänder nicht ruhig über die Köpfe
schleifen sondern einen gewissen Verzug haben.

Also mein Tip: Neues Bandmaterial verwenden, ist zwar teuer, aber alles andere kann man sich gleich Sparen.



Habe ein Gerät gekauft und neue oder gebrauchte  Bänder. Muß ich das Gerät einmessen?

Das Einmessen eines Gerätes ist der letzte Schritt, nachdem die Wiedergabe-Seite eingestellt ist, (z.B Köpfe gewechselt oder
 Routine Prüfung von Frequenzgang und Kopfspalt)  erfolgt ist.
Es gibt dazu im Internet bereits ausführliche Anleitungen, die jedoch oft zu ausführlich sind.

Vorbedingung ist, daß Ihre Maschine sauber läuft und die Wiedergabe bereits eingestellt ist.
Die Service-Anleitung  sollte vorliegen und ein grobe Vorstellung, was mit welchen Einstellelementen zu justieren ist.

Sie möchten jetzt das Gerät auf eine bestimmte Bandsorte optimal einstellen.
Dazu benötigen Sie kein Meßband, sondern nur das Band (möglichst mit Datenblatt für den Bandtyp),
das Sie zukünftig verwenden möchten.
Dies ist wichtig, um ohne langes Pröbeln gleich die richtige Bias-Einstellung "minus x dB-über-Maximum" bei 10 kHz
ausführen zu können.
Es geht auch ohne Datenblatt, ist aber zeitaufwendiger, da Sie mehrere Einstellungen ausprobieren müssen,
bis Sie das Optimum gefunden haben.

Die Einstellungen erfolgen gemäß der Service-Anleitung des Gerätes mit den Einstellern für Bias (HF-Vormagnetisierung), Rec Level (Aufnahme-Pegel)
und Rec-Eq (Aufnahme-Höhenanhebung). 



Bemerke in letzter Zeit stärkere Ablagerungen an den Umlenkbolzen und den Köpfen, Pfeifen und Zwitschern
Beim Betrieb und Umspulen pfeift und zwitschert es,  oder Umspulen sehr langsam und mit  Geräusch

Das ist kein gutes Zeichen. Da löst sich die Schicht des Tonbands auf.  englisch  sticky shed syndrome.
Unvollständige Liste betroffener Bänder  http://www.recordist.com/ampex/docs/misc/sticky-shed.html

Alarmsignale sind: Wenn es beim Umspulen oder im Normalbetrieb anfängt zu pfeifen und zu Zwitschern, dann reibt
- wie der Bogen auf der Violinsaite - das Band über die bereits aufgebauten Ablagerungen und reißt wieder los.
Das ergibt das Geräusch.
Konsequenz: Wenn es wichtige Aufnahmen sind, versuchen zu retten, Stück für Stück überspielen auf neues Band .
und sofort nach jedem Stück - also alle paar Minuten - den Bandlauf wieder gründlich putzen.
Es gibt Berichte, nach denen das "Backen " vor dem letzten Abspielen die Stabilität der Schicht noch verbessert.
Dazu habe ich keine eigenen Erfahungen.
Das alte Band kann/muß dann weg.

Meine erste Begegnung mit dem Zerfall von Bändern hatte ich nach dem Kauf von noch originalverpackten Revox Bändern.
Beim Versuch, mit den Bändern aufzunehmen war rasch das Pfeifen und Zwitschern erreicht . Der Bandlauf war voller Brösel.



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