Ernst Schmid Elektronik München:
Technische Details für Revox
Tonbandgeräte A77 / B77 und PR99
Hier werden in
loser Folge Beiträge und Meßwerte erscheinen oder Schaltungsdetails besprochen,
die nicht im Service Manual stehen, die aber dennoch für
das Verständnis und eine eventuelle Reparatur hilfreich
sein können.
Vorbemerkung : Es ist bei
Geräten mit diesem Alter - und meistens nicht mehr vom
Erstbesitzer erworben -
immer zu bedenken, daß frühere Reparaturen durchgeführt
wurden oder Änderungen eingebaut wurden, natürlich nicht
dokumentiert.
Also nicht wundern, wenn irgendwas nicht so aussieht wie
im Service Manual.
Und manche Schaltung z.B. aufgrund von Transistor-Beta
-Änderungen andere Arbeitspunkte aufweist, als im Manual
beschrieben.
Beim Auswechseln der Transistoren darauf
achten, ob Stromverstärkungsgruppe B oder C an der Stelle
erwähnt wird.
Wenn man das nicht beachtet, kann man einen UKW Oszillator
aufbauen, mit ungeahneten Auswirkungen auf andere
Schaltungsteile.
Das ist kein Fake ...
Neu am
18.6.2020
Andruckmagnet und Bremsmagnete der Revox Geräte
- obwohl sehr gleich aussehend - unterschiedlich.
Sie unterscheiden sich meßbar im Gleichstromwiderstand.
Gemessen habe ich in einer A77 MKIII
Bremsmagnet
Stromaufnahme 130mA damit R
ca. 180 Ohm
Andruckmagnet
Stromaufnahme 300mA damit R ca. 80 Ohm
bei einer Spannung an der "27V" Plus Leitung
gegen Chassis von ca. 24V bei aktivierten
Magneten in Play
Neu am
26.7.2016 Über die Bandschlaufe,
die beim Start der
Revox A77 / B77 rechts vom Capstan in einem seltenen
Betriebsfall entsteht:
Beobachtungen an meiner B77 MKI 9,5 / 19cm/s
(Version mit der einfachen Umschaltung der Spulengröße nur
nach Größe)
Bei
Verwendung einer vollen Metallspule rechts hebt das
Band minimal am Umlenkbolzen ab und fängt sich sofort.
Nur bei
fälschlicher Schaltung auf "kleine Spule" entsteht eine
größere Schlaufe.
Mit Kunststoffspulen - der
Standard-Speichenspule und der moderneren schwarzen 3-Loch
Spule
ist auch
bei voller Spule rechts fast keine Schlaufenbildung bemerkbar.
(Umschaltung
der Spulengröße auf große Spule )
Das heißt, der Startkick ist gut
dimensioniert, so daß man auch mit "fast voller Spule
rechts" eine Aufnahme starten kann.
Beobachtungen an meiner A77 MKIV 9,5 /19 Version
Bei
der A77 ist der Startkick über eine Kondensatorladung
mit dem Relais C verknüpft.
Es werden nach
dem Aktivieren von Play als Startkick 105V auf den rechten
Wickelmotor geschaltet.
Keine Umschaltung nach Spulengröße oder Bandgeschwindigkeit.
One size fits all - war die Devise.
Bandgeschwindigkeit auf 19cm/s :
Bei Verwendung einer vollen
Metallspule rechts hebt das Band minimal am
Umlenkbolzen ab und fängt sich innerhalb von 2s wieder.
Nebenbei:
Bei 9,5cm/s ist auch bei voller Metallspule rechts keine
Schaufenbildung beim Start feststellbar.
Mit Kunststoffspule - der
moderneren schwarzen 3-Loch Spule
ist bei
19cm/s und voller Spule rechts nur eine minimale
Schlaufenbildung bemerkbar.
Bemerkbar
als kurzes Pendeln ca. 1s.
Am Bandanfang - also LEERE Spule rechts - ist in keinem
Falle eine Schaufenbildung erkennbar.
Damit Tip zur
Fehlersuche:
Man kann den
Startkick der rechten Aufwickelspule direkt fühlen, mit einer
26cm Spule die man festhält.
Da muß ein Zucken beim
Start spürbar sein.
Wenn bei der A77
der Startkick zu schwach ausfällt, ist der 470uF -
Elko auf der Tape Drive Control verdächtig.
Der schaltet für seine Ladezeit das
C-Relais kurz ein, das den Startkick bewirkt.
Es ist hier keine Umschaltung
/ Anpassung des Startkicks an Geschwindigkeit und
Spulen-Größe
Bei den B77 ist
- je nach Version der Tape drive control Platine -
eine Anpassung an Geschwindigkeit und Spulengröße eingeführt
worden.
Die Zeitkonstante wird auch hier mit einem
Elko erzeugt.
Wenn bei der B77 der Startkick zu schwach
ausfällt, diesen Elko Prüfen oder gleich ersetzen, denn besser
wird er nicht mehr.
Wenn der Startkick gar nicht fühlbar ist -
diese Umschalter auf Kontakt durchmessen.
Bei PR99
ist ähnlich der B77 aber bereits mit Anpassung an
Geschwindigkeit und Spulengröße
Neu am 28.5.2016
Zum
Thema Revox A77 Einmessen mit IEC II
Bezugsband nach Service Anleitung
A77-Servicemanual, Punkt 6. Man nehme ein AGFA /
BASF - Test tape 19H nach DIN 45513 (1966) und
Punkt 6.3.1
Man muß zunächst unterscheiden: Es wird nur die
Ausgangsspannung der A77 mit dem 320nWb/m Bezugsband auf 2V
justiert !
Das VU Meter wurde - nach der Original-Anleitung - in einem
separaten Vorgang auf "6dB unter Vollausteuerung" des Bandes
justiert.
Als Vollaussteuerung wird in den Datenblättern der Bänder der
"Mag flux Wert" bezeichnet, bei dem bei 500Hz oder 1kHz
Meßfrequenz ,
ein Klirrfaktor (dominant k3) von 3% gemessen wird.. Die
sog. MOL 1/3 Kurve.
Nur- die wenigsten Service-Werkstätten und der Amateur schon gar
nicht - hatten die Möglichkeit den "K3" zu messen.
Ich vermute, man hat dann einfach das VU-Meter auf 0dB bei
320nWb/m justiert.
Somit wurden die dünnen Bänder - mit der NAB-typischen
Baßanhebung - grenzwertig hoch
ausgesteuert
.
Was die typischen Klagen der Viertelspur-Benutzer erklärt:
"Die Revox hat ein großes Übersprechen bei Viertelspur."
Die Wahrheit ist: Ihr nehmt übermäßt stark
magnetisiert auf ! Etwas Beherrschung in der Aussteuerung
und schon ist der Spuk vorbei.
Erst im Nachtrag zur A77 Serviceanleitung (PDF ab S..449
ist explizit von 257nWb/m als Ref mag flux die Rede.
Damit wird die Ausgangsspannung auf 1,55V justiert.
Die Aufnahme wird auf den gleichen Magnetisierungslevel wie vom
Cal Tape justiert.
Das VU Meter wird dann auch bei diesem Pegel auf 0VU Anzeige
justiert. Quelle: Nachtrag zur Serviceanleitung A77.
Das Ganze ist zwar maximal umständlich beschrieben: Erst
+6dB, dann 6dB absenken und 0VU justieren.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die oft gehörte
Klage, bei den Revox A77 wäre bei Viertelspur
das Übersprechen in den Nachbarkanal sehr hoch.
Könnte sein, daß diese Geräte auf einen Bandfluß auf 320nWb/m
justiert sind, was zusammen mit der NAB-Anhebung in den
Tiefen
bei baßlastiger Musik zu einem enormen Magnetfluß führt, der
dann stark in die Nachbarspur einstreut.
Die Wahrheit
ist: Ihr nehmt übermäßt stark magnetisiert auf
! Etwas Beherrschung in der Aussteuerung und schon ist
der Spuk vorbei.
Die japanischen Geräte waren als NAB Geräte immer am
Ampexpegel orientiert, der zunächst mit 185nWb/m,
und als die Bänder höher ausgesteuert werden konnten, auf
250nWb/m definiert wurde.
Damit schon paar dB unter dem 320nWb/m der IEC - die ja keine
Baßanhebung für 19cm/s und 38cm/s vorsieht.
Für 9,5cm/s hat auch IEC die NAB Entzerrungs Zeitkonstanten
übernommen, als Ref. Pegel nach letzter Normausgabe
250nWb/m bei 315 Hz.
Wie funktioniert die Übersprechkompensation bei den
Revox Bandgeräten?
Das ist auf den ersten Blick
eine etwas seltsame Schaltung der A77 und B77, mit der das
Übersprechen
durch eine Verbindung der
Verstärker kompensiert werden soll.
Leuchtet nicht direkt ein, wie
durch eine Verbindung der Kanäle das Übersprechen verringert
werden soll.
Zuerst zur
Definition: Was ist Übersprechen?
Als Übersprechen bezeichnet man
Signale, die im jeweils anderen Kanal eigentlich nicht vorhanden
sind, aber durch
eine Verkopplung dorthin geraten
sind. Im Falle des Magnetkopfes durch die
Magnetspulen-Verkopplung..
Als Beispiel: Kanal L
streut im Tonkopf in Kanal R.
Zur Kompensation kann man einen
entsprechenden Betrag der Spannung des Kanals L
GEGENPHASIG in den Kanal R einspeisen und so
eine (weitgehende) Auslöschung
des Übersprechens bewirken.
In der Realität ist es natürlich
so, daß verkoppelte Spulen 1 -> 2 und zurück 2
-> 1 wirken, wenn auch leicht unterschiedlich.
Bei den Studiomaschinen gibt es
getrennte Einstellmöglichkeiten zur Kompensation L->
R und R ->L.
Bei der A77 und B77 ist nur ein
Pfad in beide Richtungen vorhanden.
Siehe Schema B77
Wiedergabeverst. der 560k Wid zwischen
Y-EQF-L und Y-EQF-R
und Schema A77
Switchboard P305 und R303 oder
Schema der Wiedergabeverst. zwischen den Pins
3 der Wiedergabekanäle L und R
Damit kann durch diese einfache
Verbindung für Signale, die im anderen Kanal nicht vorhanden sind,
eine
Übersprechkompensation (= Reduktion) erreicht werden.
Der Clou dabei ist, daß vom
jeweiligen Kanal das Signal gleichphasig ausgegeben wird, aber als Steuersignal gegenphasig
wirkt.
Für Stereo ist der Zirkus unmaßgeblich, da die
Richtungsinformation in einem höheren Pegel für L oder R
auftritt.
Besonders bei höheren Frequenzen. Bei Baß und etwas höher
ist eh keine Richtungsinformation enthalten, der "füllt nur den
Raum"
Thema A77 / B77 / PR99
Bremsen
Der
Bandzug
wird - wie bei Profi-Geräten üblich - durch einen
elektrischen Abwickelzug erzeugt, nicht durch eine mechanische
Bremse.
Die Bremsbänder sind nur im STOP
Zustand angelegt , während Play und Wickeln "gelüftet", d.h.
abgehoben.
Thema VU Meter bei A77
/ B77 / PR99
Bei B77 und PR99 und A77 Dolby zeigen die VU Meter
auch bei Wiedergabe an
Bei A77 in der ursprünglichen Standardausführung
zeigen die VU Meter nur bei Aufnahme an
Es gibt zwar eine Trickschaltung
mit aktivierten Aufnahme-Drucktasten (neben den VU-Metern)
und Quellen-Überkreuzung I->II und II -> I
Dann ist aber
der Schutz vor irrtümlichem Löschen aufgehoben. Kann nicht
empfohlen werden.
Ich habe in
meine A77 MKII probehalber eine Zusatz-Schaltung
eingebaut, die die VU Meter sowohl bei Record als auch bei
Playback wedeln läßt.
Eine Spielerei ohne weiteren Nutzen, außer daß man sieht, ob auf
dem Band was drauf ist .
Die Leichtgängigkeit des
Lagers des Capstan Motors kann man auch
erkennen an der, für die Solldrehzahl
erforderlichen Spannung des Capstan..
Im
Leerlauf - und besonders mit aktiviertem Andruck -
wird erkennbar, ob das Gleitlager gut geschmiert ist
oder trocken läuft.
Spannung
an
den Anschlußleitungen gelb - grün
des Capstan-Motors
im Leerlauf / mit Andruck aktiviert
gemessen an einer
A77 MK II 9,5/19
Diese Meßwerte deuten auf
verharzte Lager hin
bei kleiner
Geschwindigkeit 40V / 95 V
bei großer Geschwindigkeit 50V /
105V
Tatsächlich war an dem Motor das
Kugellager schon recht schwergängig. Ersatz des
Kugellagers führte zum Rotteln des Motors im
Senkrechtbetrieb.
Letztlich wurde ein
Ersatzmotor der zweiten Bauform (ohne Kugellager )
eingebaut
Werte gemessen an einer A77 MK IV
9,5/19
bei kleiner
Geschwindigkeit 35V / 63
bei großer Geschwindigkeit 40V /
75V sieht schon besser aus
Auswirkung der Motor
Phasenschieber-Kondensatoren mit etwas höherer Kapazität
Habe
vorsorglich mal in meine A77 / B77 und PR99 neue
Motor-Phasenschieber Kondensatoren eingebaut und bei der
Gelegenheit mal nachgemessen,
und
die Meßwerte für den Bandzug mit alten Kondensatoren
verglichen.
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Die
ausgebauten Kondensatoren waren kapazitiv in der
Toleranz +/-10%
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Die
neuen Kondensatoren mit +/- 5% Toleranz
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Die Meßwerte am
Capstan sind an den entsprechenden Motorkabeln gn =
grün , ge = gelb , gr = grau im Leerlauf des Capstan und mit
aktiviertem Andruck gemessen
Es ist
kein relevanter Unterschied erkennbar.
Bei den
Wickelmotoren ist ein Anstieg der Start-Zugkraft beim
Wickeln um ca. 10% messbar, dürfte aber auch für 35um
Band kein Problem sein.
Die
Zugkräfte wurden mit einer Spule mit Bandwickel
-Radius von 7,7cm mit einer Correx - Federwaage
gemessen.
Da die Motoren der B77 und PR99
in der Grundkonstruktion ähnlich sind, können die Werte auch für
diese Geräte plausibel übertragen werden.
Werde
bei Gelegenheit mal die Messwerte an meinen B77 vergleichen.
Aus
aktuellem Anlaß mal nachgemessen
Rückhaltezug beim Wickeln:
Rückhaltezug
beim Wickeln der B77
mit 14mm Kerndurchmesser 15gr beide Seiten
Rückhaltezug
beim Wickeln der PR99
mit 14mm
Kerndurchmesser Spulengrößte Taste = klein
15gr beide Seiten
Rückhaltezug
beim Wickeln der PR99
mit 14mm
Kerndurchmesser Spulengrößte Taste = groß
30gr beide Seiten
Die Vergrößerung des Bandzuges beim Wickeln mit großem
Spulenkern ! ist bei der PR99 für die Verwendung mit AEG
Teller - Offenwickeln erfolgt,
Ansonsten besteht immer die
Gefahr, daß der zu lockere Wickel auseinenderfällt.
Auch bei der A77 in ORF Version ist so ein erhöhter Wickelzug
eingebaut.
Und wie lange dauert das
Umspulen einer 26cm Rolle ( 1100m)
LPR 35 auf der Revox A77 mit den
neuen Kondensatoren?
Ich habe
gemessen: Sowohl Vorspulen als auch
Rückspulen 2 min 30 Sek.
Bandführungen an den Kopfträgern
A77 und B77
Bei einer B77 wunderte
ich mich über den unsauberen Bandlauf sowie starke
Phasenschwankung
beim Einstellen des
Kopf Azimuth.
Deshalb
habe zur Untersuchung den B77-Kopfträger ausgebaut und
auf der Meßplatte vermessen:
Der Zenith der Köpfe war
sehr gut justiert und die Höhe der Kopfspiegel
paßte mit der Bandführung
zusammen.
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Die
Bandumlenkung links hatte ein Lichtmaß von 6,6mm
statt 6,3mm, die rechte Umlenkung ebenfalls 6,6mm -
und die Höhe stimmte hinten und vorne nicht mit den
Köpfen und der Bandführung zusammen.
Der Vorbesitzer hatte
wohl das linke Kugellager wechseln wollen und dabei
fielen ihm 4 Scheiben entgegen, die er
dann "profimäßig" je zwei unter und zwei über
das Kugellager packte.
Den Unterschied in der
Stärke der Scheiben bemerkte er nicht, denn das ist
wirklich nur mit der Mikrometerschraube zu erfassen,
daß es zwei Scheiben mit 0,15mm Stärke
und je eine mit 0,1 und 0,2 mm waren.
Die 0,15mm Scheiben
gehören unter und über das Kugellager, die 0,2 und
0,1mm Scheibe unter die gesamte Anordnung unter den
unteren Teller. Dann
stimmt die Höhe und der Abstand der beiden Teller .
Ebenso am rechten
Umlenkbolzen, auch hier gehört die Scheibe unter die
gesamte Anordnung um deren Höhe zu justieren.
Der Alu-Rundling
-Umlenkbolzen hat bereits das Lichmaß 6,3mm.
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