Pievox Information
Statt
Calibration tape - Messung des Wiedergabeverstärkers mit
Stromeinspeisung in die Köpfe
mit Ergänzung
für Sweepmessungen mit Generator oder Soundsystem
- am
Schluß des Artikels.
Die Vorgeschichte
Ausgangspunkt war, als ich bei
einer Routineprüfung feststellte,
daß
an meiner A77 Dolby der Wiedergabe-Spalt bei 19cm/s nicht
mehr
stimmt.
Bei 9,5cm/s war die Spaltlage ok.
Das kann aber eigentlich gar nicht sein, denn der Spalt ist der
Spalt,
unabhängig von der Geschwindigkeit.
Nähere Untersuchung ergibt dann, daß auch der Frequenzgang
danebenliegt
.
Ursache war dann letztlich der Schiebeschalter, der justiert
werden
mußte (am Netzschalter gibt es dafür extra eine Schraube)
deshalb war der eine Kanal immer auf 9,5cm entzerrt.
Um dem Fehler auf die Spur zu kommen, habe ich, wie in eine Skizze im Revox A77 Service Handbuch auf S. 66. illustriert
ein Generatorsignals 0,1V über je einen
1
MOhm Widerstand auf die Kanäle des Kopfes
eingespeist
und die Frequenzgänge und Phasenparallelität der Wiedergabeverstärker mit einem Oszilloskop
entweder in Zweikanal- oder x-y Darstellung verglichen.
Wichtig
: Die Masse muß immer als Erstes angeklemmt
werden
und als Letztes abgklemmt, um den Wiedergabe-Verstärker
nicht zu
beschädigen !!
Die Gefahr ist zwar nicht groß aber man muß
auch
keine Risiken eingehen.
Zum Ausführen der Messung mit
Einspeisung
muß das Tonbandgerät - ohne Band - im Wiedergabebetrieb
laufen,
d.h. bei der B77 z.B. den Bandende-Sensor mit
einem Stück schwarzen Isolierband abkleben,
oder bei der Revox A77 einfach das
Lämpchen
ziehen.
Die Spulen laufen dabei im Leerlauf.
Das
schadet nicht.
Am Soundsystem war die Output
voltage
auf -20dBFS eingestellt bei meinem Phase 26.
Einspeisung
in
B77 W-Köpfe die 1MOhm Widerstände
sind im
Schrumpfschlauch
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Einspeisung
in
A 77 W-Köpfe Achtung auf Massekabel!
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Diese Methode ist auch bei der Reparatur
von
- nun ja - älteren Tonbandgeräten generell anzuraten,
denn,
bevor man ein Bezugsband auflegt, sollte man sicherstellen, daß
die
Wiedergabeverstärker richtig funktionieren und die Frequenzgänge
stimmen.
Basis der Methode ist - wie erwähnt - das A77- Service Manual
Revox_A77_Serv.pdf vom Studer-Server.
Allerdings ist die Ausgangsspannung
- wie
zu erwarten, stark frequenzabhängig.
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hier gemessen
an B77 9,5cm/s lineare Einspeisung
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hier gemessen
an B77 19cm/s lineare Einspeisung |
Zurück
zu meinem fehlerhaften A77 Gerät:
Diese Kurven stimmten
bei
9,5cm/s , bis auf eine kleine Abweichung von 1,5dB bei
10kHz
recht gut mit dem Diagramm aus dem Service manual der A77
zusammen.
Aber nach der Umschaltung auf 19 cm /s blieb ein Kanal nach mit 90 us entzerrt, der
andere war
richtig auf 50us geschaltet,
das ergab natürlich eine Verstärkungsdifferenz in den Höhen und
damit
eine Phasendifferenz, die ich als Spalt-Lagefehler gemessen
hatte.
In diesen Diagrammen oben, die ohne großen Aufwand gemessen
werden
können, sieht man sehr schon die Parallelität der
Verstärkungskurven
und kann auch am
Oscilloscope mit X-Y Darstellung die Phasenverschiebung der
Kanäle
erkennen.
Aber wo ist die bei NAB erforderliche Tiefenabsenkung?
Zunächst hatte ich keine Erklärung, weshalb bei der linearen
Einspeisung in die B77 keine NAB-Tiefenabsenkung meßbar ist .
War auch nicht Ziel meiner Bemühung.
Die gefundene Erklärung
finden Sie hier
Aber wo ich schon mal so ein schönes Diagramm hatte,
wäre es doch
einen Versuch wert, die Frequenzgangskurve linear
darzustellen.
Die Idee war, um
einen Frequenzgang
wie vom Bezugsband zu erhalten,
die Eingangsspannung der Einspeise-Widerstände frequenzgangsmäßig entsprechend der
Bandfluß-Zeitkonstanten zu gestalten,.
so daß die Ausgangsspannung des Wiedergabe-Verstärkers einen linearen Verlauf annimmt.
Zwei Möglichkeiten ergeben sich :
Lösung 1: Vom Generator
mit
einem entsprechenden Anti -NAB Entzerrrer den Anti-Frequenzgang
erzeugen - Analog und anspruchsvoll , viel Messen.
aber vorteilhaft,
weil man jedes Sweep Programm verwenden kann.
Lösung 2: Berechnete Wave -Files über
eine
Soundkarte als Playliste ausgeben -
sehr
genau und schnell zu realisieren
Lösung 1 habe ich
nun
auch für meine Tonbandfreunde realisiert - Siehe Lösung 1
Die
Realisierung
von Lösung 2 :
Objekt waren die Revox A77 und B77 in
9,5/19 in Position 19cm/s
1. Software Wave Files berechnen
Mit einem
Wave-Generator-Programm wurden die Einzelfrequenzen von 3s
Dauer (genormte Frequenzfolge - wie
beim IEC 94 Bezugsband
verwendet)
entsprechend der NAB Bandflußkurve (3180
und
50us) INVERS gerechnet .
Durch eine Playlist wurden die
Einzelfrequenzen verkettet als Sweep, die
Einzelfrequenzen
sind
mit 0,5s Pausen unterscheidbar gemacht,
und zur Kenntlichmachung der Frequenzen
1kHz
und 10kHz wurden Pausen von
2s
davor und dahinter eingefügt .
2. Hardware
Ausgegeben
wurden
die Töne über ein externes Soundsystem mit recht gutem
Frequenzgang.
Verwendet wurden Aureon 5.1 und Phase 26.
Die Kanalparalleltät und Phasentreue des Soundsystems
-Generators ist
nebensächlich, da ich nur vom linken Kanal des Soundsystems ab
über die 1MOhm Widerstände in die
Kopfsysteme
eingespeist hatte.
Die
folgenden
Frequenzgangsschriebe für Links und Rechts wurden
per Waveplayer erzeugt.
Nachteilig bei dieser
Methode ist,
daß wegen der Schutzleiter-Verkopplung des PC / Notebook es zu
Brummschleifen kommen kann
Die Meßergebnisse:
Hier der Plot
des Bruel& Kjaer Schreibers 2306 der
Ausgangsspannung
des Wiedergabeverstärkers .
Erst Linker Kanal , dann
rechter
Kanal
Die Auflösung ist 2dB / Linie
Die kurzen Spitzen sind meine Signaltöne
Die
Meßfrequenzen 1kHz und 10kHz sind mit 2s Pausen
eingerahmt
zur leichteren Erkennung.
Frequenzfolge:
1k
31Hz 40Hz 63Hz 125Hz
250Hz 500Hz 1kHz 2
kHz
4kHz 6,3kHz 8kHz
10kHz
12,5kHz 14kHz 16 kHz 18kHz
20kHz
Die Amplituden der Einzelfrequenzen
wurde
anhand der Bandfluß Tabelle bezogen auf 1kHz berechnet und je
ein
Wavefile pro Freq. mit der richtigen Amplitude erzeugt.
Auf diesen Schrieben mit reiner 1 Megohm Einspeisung dieses
simulierten
NAB Mag flux
ist anstatt des erwarteten linearen
Verlaufs eine Anhebung der Tiefen erkennbar.
Ja, wo kommt jetzt das her?
Die Anhebung ist nicht im
Wiedergabe-Verstärker
begründet, denn hier wird ja abgesenkt.
Die NAB Kurve war auch exakt auf 0,1dB nachgebildet.
Die Suche nach Ursache der Anhebung
Statt langer Erklärungen,
hier ein Plot aus der Simulation der Einspeisung: mit den
Daten der Revox
2mm Halbspur Köpfe:
Schaltung
direkt und
über Einspeise-Hochpaß zum XL Ausgleich
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Frequenzverlauf
der
Spannung am Kopf
direkt und über Einspeise-Hochpasses zum XL
Ausgleich
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Die grüne Kurve des Plots
zeigt den Verlauf der Spannung am Wiedergabekopf (out_lin),
der ja nicht nur eine Induktivität hat, sondern auch einen
Wicklungswiderstand.
Dieser
"Z-Gang" der Induktivität des
Wiedergabekopfes
zusammen mit dem Gleichstromwiderstand erzeugt bei tiefen
Frequenzen
einen Anstieg der Spannung
Auf der grünen Kurve out_lin erkennbar,
wie
der Wicklungswiderstand bei tiefen Frequenzen dominant wird.
Die rote Kurve "out_EQ" zeigt, wie der
Hochpaß einen
linearen Omega-Gang bis unter 10 Hz damit einen Ausgleich des
Effektes
ermöglicht.
Wie Kompensieren
?
Für eine genaue
Kompensation des Rcu Einflusses ist
die Messung
der Wiedergabeköpfe bezüglich Induktivität und
Kupfer-Wicklungswiderstand erforderlich.
Die
2mm
Zweispur Revox-Köpfe haben ca. 85 Ohm Gleichstromwiderstand
(Rcu)
und eine Induktivität von 250mH
Das ergibt
bei 50Hz Rcu = XL des Kopfs.
Der Hochpaß C1 - R1
ist mit der Grenzfrequenz auf die gleiche Frequenz 50Hz
dimensioniert
so daß die Eingangsspannung des
Einspeisegliedes
bei tieferen Frequenzen stärker reduziert wird, damit den
Einfluß
von RCu kompensiert .
Die rote Linie im Plot oben zeigt
deutlich
die Wirkung.
Und hier ist
auch
die Erklärung für das ganz oben erwähnte Phänomen, daß die
Absenkung der NAB Wiedergabekurve nicht meßbar ist:
Die Erklärung ist,
daß sich hier
zufällig zwei Effekte exakt kompensieren:
Die Tiefenabsenkung des NAB Wiedergabeverstärkers mit 3150us (f
gr 50Hz
)
und der Anstieg der Spannung durch den Rcu Effekt, bei der 2
Spur Revox
Köpfen auch auf ziemlich genau 50Hz Grenzfrequenz liegt -
so gleichen sich Anstieg und Absenkung exakt aus - und ergeben
einen
scheinbar linearen Verlauf der Wiedergabefrequenzkurve.
Hier der Schrieb der
Wiedergabe-Ausgangsspannung mit der "gerechneten" EQ -
Methode bei eingefügter Rcu Kompensation:
Erst
Linker
Kanal , dann rechter Kanal
Die Auflösung ist 2dB / Linie
Die kurzen Spitzen mittig und am Ende des Schriebes sind meine
Signaltöne
Die
Meßfrequenzen 1kHz und 10kHz sind mit 2s Pausen
eingerahmt
zur leichteren Erkennung.
Frequenzfolge:
1k
31Hz 40Hz 63Hz 125Hz
250Hz 500Hz 1kHz 2
kHz
4kHz 6,3kHz 8kHz
10kHz
12,5kHz 14kHz 16 kHz 18kHz
20kHz
Damit ist eine Erfassung des realen
Frequenzganges des Wiedergabeverstärkers möglich, wie in den
beiden
unteren Schrieben erkennbar ist
Der leichte Verlust in der Wiedergabespannung in den Tiefen wird
durch
die schwache "Kopfspiegelresonanz " der Revox Köpfe
ausgeglichen.
DIe "Kopfspiegelresonanz" tritt nur bei echten Band-Kopf-Kontakt
auf
und kann deshalb ohne Band ebensowenig wie die Spaltlage
gemessen
werden.
Diese Methode (Grenzfrequenz XL / R Cu) ist anzupassen für
Köpfe
anderer Hersteller
entsprechend des Gleichstromwiderstandes und der Induktivität der jeweiligen Köpfe.
Hier
die Methode 1 mit Anti-EQ
Verstärker, um mit Generator oder Soundsystem die
Frequenzgangskurve aufzunehmen
Es hat aber
nicht jeder einen Bruel und Kjaer Schreiber,
und außerdem kann man nur immer einen Kanal Plotten.
Deshalb hier
die Methode 2 mit Anti-EQ Modul, was aber ein genaues
Aussuchen und
ausmessen der RC Glieder erfordert, um
hier 0,1dB zur Sollkurve zu erreichen.
Eine
Methode der Einspeisung mit dem
Pievox Anti-EQ Amplifier